Geschichte und Entwicklung
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Wie hat denn alles überhaupt angefangen?
Diese Frage ist eigentlich leicht zu beantworten. Wir sind im Rheinland. Hier feiert man Karneval. Und Karnevalisten gab es und gibt es in Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf. Karneval wurde schon immer gefeiert, in Familien, in Vereinen und auf der Straße. Aber eigentlich alles nur in Eigenverantwortung.
Im Jahre 1876, wurde das Limpericher Damenkomitee "Seerosen von der Maar" gegründet. 1905 war das Geburtsjahr des Damenkomitees "Grün-Weiß Ramersdorf". Im Jahre 1925 gründete sich auch in Küdinghoven ein Damenkomitee, die "Fidelen Möhne". Aber eine Karnevalsgesellschaft, so wie in Köln, in denen "die Männer das Sagen hatten", gab es in den drei Ennertorten nicht. Oder gab es sie doch? So berichtete der General Anzeiger am 5. Januar 1893: "Die große Carnevals-Gesellschaft Dat senn dinge Sache net ", hat am 1. Januar 1893 im Locale "Zur Post" ihre erste Glanzsitzung abgehalten". Und weiter: "Sie hat durch ihren echt carnevalistischen Humor wieder bewiesen, daß sie tüchtige Kräfte besitzt. Der langjährige Schultheiß, Herr K. (Anm.: Der Name wurde nicht ausgeschrieben), eröffnete die Sitzung mit einem Hoch auf den Kaiser und wünschte den Anwesenden ein Prosit Neujahr".
Wenn der langjährige Schultheiß 1893 die Sitzung eröffnete, könnte dies ein Indiz dafür sein, dass es schon früher eine Karnevalsgesellschaft in Küdinghoven gegeben hat.
Weiter der General Anzeiger: "Es sind viele tüchtige neue Mitglieder beigetreten, darunter ein bekannter Komiker, welcher die Sitzungen von jetzt ab durch seine humoristischen Vorträge verschönern wird". Nachfolgend wird in diesem Artikel von 1893 erwähnt, dass "am nächsten Freitag das 1. Damen-Comitee stattfindet, zu welchem schon schöne Vorträge und Theaterstücke angemeldet sind, u.a. wird von verschiedenen Clowns 'Die Fischerei auf trockenem Wasser' vorgestellt werden".
Dieser Artikel ist ein historischer Beleg für über hundertjährige karnevalistische Aktivitäten am Fuße des Ennert.
Aber es war noch ein langer Weg bis zu einem vereinten LiKüRa und einem Festausschuss LiKüRa-Karneval.
Im Jahre 1933 gründete der gerade nach Limperich eingeheiratete Landwirt Maximilian Breuer die "Ehrengarde Beuel". Ihr gehörten bekannte Karnevalisten wie Heinrich Austermann, Hans und Josef Peffekoven und Jakob Büsgen an. Maximilian Breuer, aus Alfter stammend, hatte dort bereits Karnevalsgeschichte geschrieben. Er gründete die "Große Alfterer Karnevalsgesellschaft" und hob dort auch den Karnevalszug aus der Taufe. Er zieht am "Veilchendienstag" durch die Alfterer Straßen. Für Maximilian Breuer also eine Selbstverständlichkeit, auch in seinem neuen Wohn- und Arbeitsbereich karnevalistisch aktiv zu werden. Ansonsten war der charismatische Landwirt, er hatte eine Wirtstochter (Lilli Gödderz) geheiratet, in Limperich auch in anderen Bereichen aktiv. Am Finkenberg baute er Wein an (Limpericher Finkenberg, Rotwein, Portugieser Traube, trocken - manche Zeit- und Gaumenzeugen behaupten: sehr trocken -), kelterte ihn und trank ihn natürlich auch selbst. Die Gaststätte Gödderz wurde umbenannt in "Winzerhof Maximilian" und wurde auch später für den LiKüRa-Karneval zu einem historischen Ort. Er selbst wollte aber nie Gastwirt genannt werden. "Ich bin Landwirt und kein Gastwirt" war eines seiner geflügelten Worte.
Ende 1936 kam es innerhalb der Ehrengarde Beuel zu Machtkämpfen. Die Garde spaltete sich in die "LiKüRa-Ehrengarde" und in das neu gegründete "Beueler Stadtsoldaten-Corps". Sicherlich sind heute beide Corps aus dem Karnevalsgeschehen in Beuel nicht mehr wegzudenken.
Außer den karnevalistischen Vereinigungen waren auch weltliche und kirchliche Vereinigungen in Sachen Karneval aktiv; drei Gesangvereine, der Kirchenchor, aber auch der in Küdinghoven beheimatete Stenographenverein. Kostüm- und Maskenbälle, aber auch Straßenkarneval wurden in der närrischen Zeit gefeiert.
Schon vor dem 1. Weltkrieg (1914 - 1918) kannte man Karnevalszüge in Beuel, aber auch in den drei Ennertorten. Es waren kleine Züge, die immer ortsbezogene Themen hatten. Eine regelmäßige Wiederholung der Züge ist jedoch nicht vermerkt. Diese Umzüge wurden 1938 verboten. Der schreckliche 2. Weltkrieg führte zum Erliegen des Karnevals in unserer Region.
Aber bereits 1947 fand der erste Versuch eines gemeinsamen Zuges statt. Und wer war der Initiator? Natürlich Maximilian "Max" Breuer (de Breuers Max). 1948 und 1949 wurde bereits mit größerem Erfolg der Zug wiederholt. 1949 thronte im letzten Wagen des Zuges, in einem schön geschmückten Weinfass Lotti Breuer, eine der Töchter von Max Breuer. War sie so etwas wie die Vorläuferin der späteren Liküra-Prinzessinnen? Wahrscheinlich wohl. Denn die Intensität von Maximilian Breuer war es, eine Gemeinsamkeit für die drei Ennertorte im Karneval herzustellen. Er hatte seine Vision - einen über die drei Orte reichenden Karneval ins Leben zu rufen.
Aber der "Breuers Max" konnte dies alleine auch nicht bewerkstelligen. Schon in den ersten Umzügen fanden sich Karnevalsinteressierte aus den drei Orten, die ebenfalls den Straßenkarneval feiern wollten. Auch der Saalkarneval sollte wieder aufleben mit seinen Sitzungen, Masken- und Kostümbällen. Zu der damaligen Zeit gab es noch Säle in Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf.
Die an sich losen Gruppierungen, die sich am Karnevalsgeschehen beteiligten, stammten aus Sportvereinen, kirchlichen Gemeinschaften oder ganz einfach aus Familienverbänden. So blieb es dann auch nicht aus, dass 1949 in Küdinghoven eine Karnevalsgesellschaft ihre Gründung feierte. Heinz Richarz, Konrad Schmitz und Christian Jakobs luden interessierte Karnevalisten am 5. November 1949 zu einer Gründungsveranstaltung einer Karnevalsgesellschaft ein. In der Gaststätte Klein (Contzen) wurde die "Große Küdinghovener Karnevalsgesellschaft" gegründet. Bereits zwei Monate später, am 15. Januar 1950 ging in Küdinghoven die erste große Nachkriegssitzung über die Bühne. Und das mit bravourösem Erfolg.
Das Karnevalstreiben, insbesondere der Straßenkarneval, bedurfte aber einer einheitlichen Regelung. Alle drei Ennertorte sollten mit einbezogen werden. Aber wie sollte das geregelt werden?
Maximilian Breuer wandte sich an die drei Bürgervereine und deren Vorsitzende, die zu einer Zusammenarbeit bereit waren. Schrittweise nahm das, was Maximilian Breuer sich als ehrgeiziges Ziel gesetzt hatte, auch Formen an. Aber so einfach war es nicht immer. So musste bei einem Streit der Bäckermeister Schmitz als Bürgervereinsvorsitzender aus Limperich zum Schlichter eingesetzt werden. An dieser Stelle seien auch noch weitere Akteure genannt, aus Küdinghoven der Landwirt Josef Hambitzer, aus Limperich ebenfalls zwei Landwirte, Josef und Peter Hambitzer und aus Ramersdorf Matthias Bennerscheidt, Heinz Bennerscheidt und Johann Rahms, genannt Kaspar Josef.
Für dieses übergeordnete Karnevalsgremium musste natürlich auch ein Name gefunden werden, der zudem noch einen hohen Identifikationswert für die Bürger der Ennertorte haben sollte. Um die Namensgebung rankt sich die Legende, dass Maximilian Breuer an einem Sonntagmorgen in seinem Weinberg am Finkenberg das Geläut von St. Gallus in Küdinghoven hörte. Das "Bim-Bam-Bum" der Glocken hat ihn inspiriert und er formte daraus LiKüRa. Aber die Geschichte erzählt, dass es um diesen Namen noch Streit gab: welcher Ort sollte als erster genannt werden? Küdinghoven mit Kü war unstrittig in der Mitte angesiedelt. Aber sollte es mit Li für Limperich oder mit Ra für Ramersdorf anfangen. Dann hätte es wohl RaKüLi geheißen. Aber man einigte sich auf demokratische Weise. Der Eigenname für die drei Orte sollte mit Li anfangen, dafür durfte dann Ramersdorf 1951 die erste Liküra-Prinzessin - Marga I. (Wesseling geb. Hartmann) stellen. Eine wahrlich karnevalistische Lösung. Marga I. wurde im "Winzerhof Maximilian" als die erste Liküra-Prinzessin überhaupt gekrönt. Und wenn man Marga Wesseling heute fragt, erinnerte sie sich gerne an die schöne Zeit als erste Prinzessin in der aufblühenden Narrenrepublik LiKüRa zurück. Ging es auch manchmal noch etwas ungelenk mit der Begleitung, es waren alles "ältere Herren", dies wurde mit LiKüRa-Charme überspielt.
Somit war der wohl entscheidende Schritt für den Karneval in LiKüRa getan. Es gab ein "Festordnendes Komitee" und es gab eine "Prinzessin". An ein Prinzenpaar hat man seinerzeit anscheinend erst gar nicht gedacht. Die gab es ja in Bonn und Bad Godesberg. Somit hatte man etwas Besonderes geschaffen: die Liküra-Prinzessin und gleichzeitig eine Narrenrepublik. Diese musste auch einen "Vorsteher" haben und so schmückte sich der Initiator Maximilian Breuer fortan mit dem Titel "Staatspräsident". Er war auch der einzige Karnevalist, der diesen Titel trug.
Aber es galt nun auch für die Zukunft zu planen. Aus den drei Orten fanden sich Karnevalisten bereit, den LiKüRa-Gedanken zu unterstützen und sich aktiv zu beteiligen. Es sei erlaubt, gerade diese Männer der ersten Stunde zu nennen. Frauen waren, obwohl es damals drei Damenkomitees in LiKüRa gab, nicht zugelassen. Von Limperich waren es der Bäckermeister Josef Schmitz, Heinrich Thiel, Maximilian Breuer, Karl Wengenroth, der Schneidermeister Paul Bender und der spätere erste Präsident der KG Rot?Weiss Limperich 1956 e.V., Hermann Messinger. Aus Küdinghoven beteiligte sich der Landwirt Josef Hambitzer und sein Sohn Josef Hambitzer, Josef Contzen, Christian Zeimens, Peter Walterscheid, Heinrich Hönscheid, Ignaz Schäfer und Heinz Richarz an den Karnevalsaktivitäten. Josef Hambitzer sen. übernahm zunächst einmal den Vorsitz dieses Gremiums. Aus Ramersdorf waren die ersten Vertreter Matthias Bennerscheidt, Heinz Bennerscheidt, Michael Heider und der fast legendäre Johann Rahms, genannt Kaspar Josef. Er führte die Kasse des Festausschusses.
Über "Kaspar Josef" gibt es viele nette Histörchen. Eine sei hier exemplarisch für den unvergessenen Karnevalisten angeführt. Er führte immer ein kleines schwarzes Notizbuch mit sich. In dieses Buch trug er alles ein, Geburtstage, Termine, Namenstage, aber es diente ihm auch als Kassenbuch für den Festausschuss. Einmal im Jahr war dann auch Kassenprüfung und Rahms zog dann sein Notizbuch aus der Tasche, schlug es auf und mit einem Blick in dieses Büchlein hielt er dann seinen Kassenbericht. "Uuse aale Rahms", wie er auch genannt wurde, führte seine Kasse eigentlich sehr genau. Bei einer dieser Kassenprüfungen kam der Einwand, dass ein Betrag nicht gebucht war. Dies brachte ihn aber nicht aus der Ruhe: "Och", pflegte Rahms zu sagen, "dat hann ich jo janz verjesse!". Er zückte sein privates Portemonnaie, nahm den entsprechenden Betrag heraus und steckte ihn in die Geldbörse des Festausschusses. Den Betrag, den er einzahlte, überstieg meistens den "Fehlbetrag" und so konnte er wieder in seinem Büchlein akribisch eine Spende verbuchen.
Über die ersten Jahre gibt es im Festausschuss keine Aufzeichnungen oder auch Dokumentationen. An dieser Stelle sei Josef Hambitzer jun. und Josef "Jupp" Eimermacher gedankt, die sich als Zeitzeugen selbstverständlich in den Dienst der Sache stellten und vieles dazu beigetragen haben, was hier geschrieben steht.
Wie erwähnt, war der Festausschuss in seinen Anfängen eine reine Männergesellschaft. Dies auch schon aus der Karnevalstradition heraus. Erinnert sei an die "männlichen" Tanzmariechen im Rheinland oder auch an das Kölner Dreigestirn. Aber wir hatten in LiKüRa eine Prinzessin. Trotzdem waren Frauen nicht zugelassen. Einer der größten Verfechter dieses "Männerclubs" war Max Breuer, der, wenn er gemeinsam mit der Ehrengarde bei den Damenkomitees auftrat, die Flucht vor den gutgelaunten, manchmal angesäuselten und, Originalton: "kusswütigen Frauen" antrat.
Also blieb man die ersten Jahre unter sich. Es war eine mehr oder minder lose Gruppierung, der Festausschuss der damaligen Zeit. Zunächst traf man sich immer am 2. Weihnachtstag und besprach die neue Session. Wie vereinbart, reihum, beginnend mit Ramersdorf, gefolgt von Küdinghoven und Limperich wurde die Prinzessin gestellt. Heute wird die Prinzessin in geheimer Wahl in den drei Orten gewählt. Damals war es einfacher. Man schaute sich in dem jeweiligen Ort ein Mädchen aus - und sie wurde Prinzessin. In den ersten Jahren wurden die Krönungen der Liküra-Prinzessinnen in der Gaststätte "Winzerhof Maximilian" durchgeführt. Mitte der 50er Jahre wurden die Krönungsfeierlichkeiten dann in die jeweiligen Orte verlagert, die die Prinzessin stellten.
Aber auch der LiKüRa-Zug musste vorbereitet werden, standen die LiKüRaner doch in Konkurrenz zu einem Karnevalszug in Beuel. Sie liefen jeweils am Karnevalssonntag durch die Straßen, allerdings zeitversetzt. Somit konnte man beide Züge anschauen. Die Beueler Karnevalisten schlossen sich dem "Siebengebirgsring" an. Zunächst gab es dann keinen Karnevalszug mehr in Beuel, da innerhalb dieses Rings beschlossen wurde, den Zug jeweils in einem anderen Ort laufen zu lassen.
So gibt es hierzu auch eine nette Anekdote:
Als der Siebengebirgszug in Beuel gehen sollte, kamen Karnevalisten mit drei Wagen über die Königswinterer Straße und fuhren in Richtung Beuel. Ihnen kam aber schon der LiKüRa-Zug entgegen und auf ihre erstaunte Frage: "Es datt d'r Zoch?" und dies bejaht wurde, reihten sie sich in den LiKüRa-Zug ein. Josef Hambitzer und Josef Contzen stifteten drei Flaschen Schnaps für "dat jelungene Krippche".
Mit dem Zug war es auch immer so eine Sache. Die jeweiligen Vertreter nannten die teilnehmenden Wagen und Gruppen aus ihren Orten und Max Breuer notierte sich dies alles. Jetzt fehlte nur noch die Musik. Aber da hatte man ja drei Kapellen zur Hand. Der "Musikzug Linden" wurde geteilt - schon hatte man zwei Kapellen - und da waren noch einige Musiker, die auch eine Kapelle bildeten. Schon hatte man die Musik für den LiKüRa-Zug. Honorar: jeweils eine Flasche Schnaps! So einfach war das.
Motorisierte Fahrzeuge kannte man zunächst überhaupt nicht. Die Wagen, die Ignaz Schäfer und Josef Hambitzer besorgten, wurden von Gespannen gezogen. So war es auch in der Session 1957/58 gedacht. Aber es herrschte strenger Winter und die Straßen waren schneebedeckt. Die Pferde, die nicht mit entsprechenden Hufeisen ausgerüstet waren, konnten die Wagen nicht ziehen. Am Karnevalssonntag sind beide Karnevalisten noch auf der Suche nach Zugfahrzeugen gewesen. Sie haben es geschafft, dass genügend Traktoren zur Verfügung standen.
Berittene gab es schon frühzeitig im LiKüRa-Zug. Erinnert sei an die Ennertgrafen Christian Krahe, Ewald Bauer und Josef Hambitzer. Aber auch Breuer gehörte zeitweise zu den Berittenen. Die Kavallerie der Ehrengarde, zu denen auch Robert Schild gehörte, belebte das Bild. So ritt Max Breuer auch in einem Jahr mit einem als Zebra umgefärbten Pferd im LiKüRa-Zug mit.
Der Initiative der LiKüRaner war es zu verdanken, dass der LiKüRa-Zug weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt wurde. Man änderte in früheren Jahren auch schon mal den Zugweg, z. B. beginnend in Ramersdorf und endend in Limperich in Höhe der ehemaligen Schmirgelwerke. Oder er ging durch die Dornenkreuzstraße, Gallusstraße, Lindenstraße, Mehlemstraße zurück auf die Königswinterer Straße. Seit vielen Jahren ist der Zugweg nunmehr gleich geblieben. Er verläuft über die Königswinterer Straße, Mehlemstraße, Lindenstraße, Gallusstraße und löst sich in Küdinghoven an der Kirche auf.
Wie unsere Zeitzeugen berichteten, gab es bei früheren Umzügen schon mal "Komplikationen", die auf einfache LiKüRa-Art gelöst wurden. Am Samstag, also ein Tag vor dem Umzug, kam ein Schreiben des Ordnungsamtes Beuel, in dem mitgeteilt wurde, dass zwischen den Wagen und Gruppen entsprechende Abstände einzuhalten wären, so dass der normale Verkehr auf der Königswinterer Straße fahren konnte. Alle Versuche, selbst unter Einschaltung des Chefs der in Ramersdorf angesiedelten Zementfabrik, verliefen ergebnislos. Es war ja Samstag, und dann noch Karnevalssamstag. Trotzdem zog der Zug los. In Höhe der Lindenstraße kam es zu erheblichen Stillstandzeiten des Zuges. Das der Zug schon mal steht, kommt immer wieder vor. Aber hier schien etwas Ungewöhnliches vorzuliegen. Josef Hambitzer jun., er befand sich als Teilnehmer auf einem Wagen, wurde durch andere Zugteilnehmer darauf aufmerksam gemacht, dass in der Mehlemstraße ein Schutzmann stehe und den Verkehr aufhalten würde. Er lasse immer nur einen Wagen durch, und wenn dieser die Königswinterer Straße erreicht hat, dürfe der nächste fahren. Und wer den Josef kennt, nichts wie runter vom Wagen, hin zur Mehlemstraße. Hier stand in Höhe des Hauses Burgsmüller ein bekannter Beueler Schutzmann. Den Namen verschweigen wir. In seiner energischen, rheinischen Art herrschte Josef Hambitzer den Ordnungshüter an und, fast könnte man sagen, er beschimpfte ihn, forderte er ihn auf, die Straße freizugeben. Nach kurzer Bedenkzeit und bei der "Übermacht" der LiKüRa-Karnevalisten gab der Schutzmann die Straße wieder frei und der LiKüRa-Zug konnte ungehindert weiter durch die Straßen ziehen.
Im Zusammenhang mit unserem Zug am Karnevalssonntag gab es in der Vergangenheit aufregende Momente. So drohte einst ein Verbot des Zuges. Festausschussmitglieder wurden mit Erfolg beim Regierungspräsidenten in Köln vorstellig. Der Zug konnte laufen.
In einem anderen Jahr wurden die Höhen der Aufbauten bei einigen Karnevalswagen moniert. Kein Problem, denn viele Hände halfen und bauten auf der Straße die betroffenen Wagen um.
Immer wieder tauchte die Forderung auf: "Die Stadtteilzüge sind zu verbieten!" Noch 1974 konnte man in den Bonner Tageszeitungen lesen: "Was wollen die Zwerge? Alles muss nach Bonn!" Im gleichen Jahr zog einer dieser "Zwerge", der LiKüRa-Zug nach Schätzung der Polizei ca. 40.000 Besucher an.
Gerade die Polizei beteiligt sich immer am LiKüRa-Zug. Die Absicherung des Zugweges ist eine ihrer Aufgaben. Mit Schreiben vom 21.01.1964 teilte der Bonner Polizeipräsident mit, dass drei Polizisten mit ihren Dienstpferden am Zug teilnehmen würden.
An dieser Stelle sei einmal ein recht großes Dankeschön der Polizei, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk, dem Stadtreinigungsamt und allen sonstigen Hilfskräften ausgesprochen, die immer wieder dazu beitragen, dass unser LiKüRa-Zug wohlbehalten durch die Straßen ziehen kann.
Eine Satzung hatte der damalige Festausschuss nicht. So war es halt, in der "guten alten Zeit". Man traf sich und der Karneval wurde vorbereitet. Heute ist dies bei den vielfältigen Aufgaben, die der Festausschuss hat, nicht mehr denkbar.
Schon seit Beginn des LiKüRa-Karnevals hatten die LiKüRaner und insbesondere die Prinzessin einen großzügigen Mäzen: die Zementfabrik! Heute ist sie nur noch mit baulichen Resten am Rheinufer in Ramersdorf vorhanden. Aber seinerzeit gab sie vielen Leuten aus LiKüRa Arbeit. Man identifizierte sich mit der Zementfabrik und umgekehrt engagierte sich die Firma im LiKüRa-Karneval. Wilhelm Hermes, ein Küdinghovener und mit seinem Ort und den übrigen Orten eng verbunden, gab schon bei den ersten Karnevalszügen den Wagenbauern eine Heimat. Vom Wetter unabhängig durfte man in den Hallen der Zementfabrik Karnevalswagen bauen. Stand zunächst auch nur die materielle Hilfe im Vordergrund, so wurden die Karnevalsbestrebungen in LiKüRa auch später finanziell unterstützt. Aber insbesondere die Wagenbauer des Prinzessinnenwagens fanden dort eine Heimat. Erinnert sei hier an Jakob Pohl und Johannes Lütz. Beide waren bei der Zementfabrik beschäftigt und verbrachten viel Freizeit am Bau der Prinzessinnenwagen.
Die finanzielle Hilfe der Zementfabrik musste in jedem Jahr bei der Geschäftsleitung beantragt werden. Die dann großzügige Unterstützung half dem Festausschuss LiKüRa-Karneval gerade in den ersten Jahren, einen bedeutenden Teil der um den LiKüRa-Zug entstandenen Kosten zu decken. Bei gelegentlichem Wechsel in der Direktionsspitze, so die Zeitzeugen, musste schon einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden. Man stieß aber immer wieder auf offene Ohren und nahm dankbar die Unterstützung an. Leider gibt es sie nicht mehr - unsere Zementfabrik. Trotzdem, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die langjährige Unterstützung des LiKüRa-Karnevals und des Festausschusses.
Zurück zu den Anfängen. Man hatte nun eine Prinzessin, einen Namen und nun musste natürlich auch ein entsprechendes Wappen die Narrenrepublik und die amtierende Prinzessin zieren. Das in den Grundfarben weiß, rot und blau gehaltene Wappen weist drei Felder auf. Im linken oberen Feld befindet sich ein Kreuz, daneben drei goldene Kronen auf rotem Feld und im unteren großen Feld ein roter, aufrecht stehender Löwe mit Doppelschwanz. Er hält Weintrauben in der rechten Tatze und trägt eine goldene Krone. Auch hier kann man nur auf Zeitzeugen zurückgreifen, da es nie schriftlich festgehalten wurde, welche Bedeutung das LiKüRa-Wappen hat. Das Maximilian Breuer daran mitwirkte, ist deutlich an den Weintrauben zu erkennen, hinweisend auf den letzten Weinberg am Finkenberg, den er bewirtschaftete. Das Kreuz wird der Kommende und dem Deutschritterorden in Ramersdorf zugeordnet und letztlich stellen die drei Kronen insgesamt die drei LiKüRa-Orte dar. Ein gelungenes Ensemble und alle Prinzessinnen tragen ihr Wappen mit Stolz, genauso die Festausschussmitglieder, die dieses Wappen als Orden tragen.
Im Festausschuss gingen im Laufe der Jahre einige Veränderungen von statten. Die Gründungsväter sahen mit Freuden, dass der Samen in LiKüRa aufgegangen war. Auch aus den Nachbarorten drängte man sich - und dies nicht nur als Zuschauer - zu dem LiKüRa-Zug. Damit wurden auch die Aufgaben für die Verantwortlichen immer größer. So wurden jüngere Karnevalisten in den Kreis einbezogen. Der Festausschuss änderte sich. Nicht mehr die Treffen am 2. Weihnachtsfeiertag regelten den Karneval, sondern regelmäßige Sitzungen. Hier wurden die entscheidenden Vorbereitungen getroffen.
In den 50er Jahren wurden zwei neue Karnevalsgesellschaften gegründet: 1956 die "Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss Limperich" und 1959 die "Karnevalsgesellschaft Ramersdorfer Junge". Auch von diesen neuen Karnevalsgesellschaften gingen Impulse für den Festausschuss aus.
Am 15.12.1959 übergab Josef Hambitzer sen. in der Gaststätte Contzen das Zepter des Vorsitzenden weiter an seinen Sohn Josef, der dieses Amt 32 Jahre innehatte. Unter der neuen Führung, basierend auf langjährige Erfahrung im Festausschuss, änderte sich einiges. Zunächst wurde eine Satzung für den Festausschuss erstellt. Protokolle der Sitzungen wurden angefertigt und auch die Kassenbuchführung wurde geregelt. Entscheidend hierzu trug ein neues Mitglied bei, Josef "Jupp" Eimermacher. Auch aus dieser Zeit gibt es Histörchen, die zeigen, dass der Humor nie zu kurz kam. So erklärte der Kassierer Rahms am 15.12.1961 bei einer Sitzung, dass der finanzielle Grundstock für den nächsten Zug vorhanden sei. Er hatte genau 169,60 DM in seiner Kasse.
Zur Krönungszeremonie der Liküra-Prinzessin wurde 1961 beschlossen, dass der Elferrat aus Mitgliedern aller LiKüRa-Gesellschaften gestellt wird. Dies hat sich zwischenzeitlich wieder geändert und jeder Ort stellt seinen eigenen Elferrat. Auch wurde im selben Jahr beschlossen, dass sich die jeweilige Liküra-Prinzessin ihre weiblichen Begleiterinnen selbst aussuchen sollte. Hier hatte Max Breuer Einwände und er forderte, dass zwei Damen des Damenkomitees "Seerosen von der Maar" die ständige Begleitung stellen sollten. Nach einigen scherzhaften Kommentaren, insbesondere von Josef Contzen, die hier nicht wiedergegeben werden, wurde aber so entschieden, dass die Auswahl der Prinzessin oblag.
Erstmals 1962 ging kein Karnevalszug durch die Straßen LiKüRas. Die ganze Bundesrepublik stand unter dem Eindruck der fürchterlichen Bergwerkskatastrophe in Völklingen und dem furchtbaren Hochwasser in Hamburg. Nach heftigen Kontroversen wurde dann entschieden, dass der Zug nicht gehen sollte. Doris I. (Mallat geb. Klein) aus Limperich war somit die erste Liküra-Prinzessin, die nicht den Höhepunkt ihrer Regentschaft genießen konnte.
Um einmal einen Eindruck über die Finanzierungsmöglichkeiten des Festausschusses im Jahre 1962 zu geben, hier einige Daten: Zuschuss für die Prinzessin - Kleid 20 DM, Orden 20 DM, Wagenbau 20 DM, Wurfmaterial 300 DM.
Eine Kapelle erhielt 60 DM. In der heutigen Zeit wäre damit keine Prinzessin oder eine Kapelle zu finanzieren. Aber in der damaligen Zeit ging es eben.
1962 wurden durch den Festausschuss Beschlüsse gefasst, die z. T. heute noch Gültigkeit haben. Paul Bender, Schneidermeister aus Limperich, beantragte, dass man sich auch in der Jahresmitte treffen solle, damit das Zusammengehörigkeitsgefühl verstärkt wird.
In diesem Jahr stellte Jupp Contzen eine Frage, die auch heute noch gestellt wird: "Meine Herren, eine Frage. Geht überhaupt wieder ein Zug?" Die Antwort ließ und lässt auch heute nicht lange auf sich warten: "Selbstverständlich!".
Um auch unseren älteren Mitbürgern einige frohe Stunden im Karneval zu gönnen, wurde 1963 erstmals der Vorschlag unterbreitet, eine Veranstaltung im Altenheim in Ramersdorf durchzuführen. Der Gedanke wurde auch schnell in die Tat umgesetzt und unter dem Sitzungspräsidenten Heinz Richarz fand die erste Altensitzung statt. Ihm folgte Heinrich Hönscheid. Hiernach hat über 25 Jahren Jupp Eimermacher durch das Programm geführt. Ihnen gilt an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für Ihr Engagement. Derzeit leitet der 1. Vorsitzende des Festausschusses den karnevalistischen Nachmittag in der Altenpflegestätte in Ramersdorf. Jedes Jahr, eine Woche vor Karnevalssonntag, besuchen die LiKüRa-Karnevalisten die Altenpflegestätte und bereiten unseren Senioren einen frohen und gemütlichen Nachmittag und das alles mit einem Programm aus eigenen Kräften aus LiKüRa. Jetzt ist sie schon Tradition und aus den Aktivitäten des Festausschusses nicht mehr wegzudenken. Die musikalische Leitung hat seit Jahren Heinz Schumacher, der 1997 für 30jährige Zugehörigkeit zu der Veranstaltung geehrt wurde.
Der Festausschuss pflegte und pflegt zur Kommune, war es zunächst die Gemeinde Beuel, dann die Stadt Beuel und heute die Stadt Bonn, immer ein sehr gutes Verhältnis. Gab es zunächst mit der Gemeinde Beuel noch atmosphärische Störungen, dies lag wohl an der Konkurrenz des LiKüRa-Karnevalszuges zum Beueler Zug, so hatte doch die Verwaltungsspitze immer ein offenes Ohr für uns LiKüRaner. Insbesondere dem langjährigen Beueler Bürgermeister Hans Steger, der nach der Eingemeindung auch als Bürgermeister der Stadt Bonn fungierte und dem damaligen Stadtdirektor Franz Brock haben wir viel zu verdanken. Sie haben den LiKüRa-Gedanken immer unterstützt und auch geholfen, dass unser Zug "laufen" konnte.
Sie waren es aber auch, die den Karneval in Beuel neu prägten. In Beuel, einst bekanntester Standort für Wäschereien am Rhein, feierte man schon frühzeitig den "Wieverfastelovend". Was lag da näher, als hier eine Wäscherprinzessin das karnevalistische Regiment führen zu lassen. 1958 krönten sie die erste Beueler Wäscherprinzessin Barbara (Beu) und man kann getrost Hans Steger und Franz Brock als die Väter der heutigen Weiberfastnacht in Beuel bezeichnen. Erst zur Erstürmung des Rathauses durfte die andere Regentin, die Liküra-Prinzessin, im Beueler Rathaus auftreten. Das änderte sich bald. Prinzessin Hedwig I. (Dreher geb. Pützer) wurde als erste Regentin aus LiKüRa 1964 in die "Gute Stube" nach Beuel eingeladen und dort den kommunalen "Herrschern" vorgestellt. Von nun an gehörte der LiKüRa-Karneval zum städtischen Karneval in Beuel. Dieser Status wurde auch nach der Gebietsreform 1969 aufrechterhalten.
Bevor die Einladung an die Prinzessin und den Festausschuss erging, musste dem damaligen Bezirksvorsteher in einem Gespräch erläutert werden, wie hoch die Leistungen unseres Karnevals angesiedelt sind und zur Pflege und Erhaltung des rheinischen Brauchtums beitragen. Hans Steger, Erwin Kranz und Hans Breitkopf führten die Beueler Delegation und der Festausschuss wurde von Josef Hambitzer und Jupp Eimermacher angeführt. Und, es war kein Wunder, unser Festausschuss konnte die Herren von der Qualität und den Leistungen des LiKüRa-Karnevals restlos überzeugen. Es blieb lediglich festzustellen, dass die Arbeit des Festausschusses und die damit verbundenen Veranstaltungen eine Arbeit für die Allgemeinheit darstellte.
Die Vorstellung in der "Guten Stube" gibt es nicht mehr. In der heutigen Zeit werden die Liküra-Prinzessin und die Wäscherprinzessin in einer gemeinsamen Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wir Karnevalisten sind froh, dass wir mit einer Stadt und ihren Verantwortlichen zusammen arbeiten, die unserer Sache offen und hilfsbereit gegenübersteht.
Bevor die offiziellen Vorstellungen in der Öffentlichkeit erfolgen, wird die Prinzessin von dem Ort, von dem sie gewählt wird, dem Festausschuss vorgestellt. Der Vorsitzende überreicht ihr nach alter Tradition zur Begrüßung drei rote Rosen, eine für jeden Ort sowie das gestickte Wappen, welches später ihr Kleid zieren wird.
Für die Prinzessin fällt bis zu ihrer feierlichen Krönung noch viel Arbeit an. Das Kleid muss geschneidert werden, zwei Begleiterinnen müssen eingekleidet werden, der Orden der Prinzessin ist zu entwerfen, Blümchen für den Wagen sind zu drehen, Begrüßungsreden und ihre Krönungsrede mit den 11 Paragraphen werden entworfen, verworfen, neu formuliert, und, und, und. Die ganze Familie, Verwandte und Freunde werden in die Vorbereitungen eingebunden und die Spannung steigt immer weiter.
Der Adjutant, jeder Ort stellt einen persönlichen Begleiter für die Prinzessin, ist für den Terminplan, die rechtzeitige Lieferung der Orden, Blumen und tausend Dinge zuständig, was die Prinzessin betrifft. Er ist unentbehrlich für sie, ist er doch oft der Blitzableiter, der gute Freund, der Aufpasser, eigentlich ein "Mädchen für alles". Der Adjutant steht in der närrischen Zeit immer zur Verfügung und opfert dafür auch gerne mal seinen Urlaub.
In den Anfangsjahren richtete man der Prinzessin am Karnevalssonntag, nach dem Zug, einen Empfang aus. Im "Blauen Salon" im Hotel "Zur Post", in späteren Jahren im Kasino der Zementfabrik sowie im katholischen Jugendheim in Küdinghoven fanden sich geladenen Gäste ein, die der Prinzessin ihre Referenz erwiesen. Hier auch ein Kuriosum am Rande. Es waren keine Damen, auch nicht die Damen der Damenkomitees, eingeladen. Eine reine Männergesellschaft rund um eine strahlende Prinzessin.
Seit einigen Jahren hat sich dies geändert. Am Tag nach der Krönung, lädt die Prinzessin zu einem Empfang mit Gratulation ein.
Aber vor diesem Tag stehen die ersten Höhepunkte an, die gemeinsame Vorstellung mit den Tollitäten von Bonn, Bad Godesberg und der Wäscherprinzessin am Elften im Elften im Bonner Rathaus und auf dem Marktplatz sowie der gemeinsame Empfang mit der Wäscherprinzessin im Beueler Rathaus.
Der eigentliche Höhepunkt einer Liküra-Prinzessin ist aber die feierliche Krönung. Der Ausrichter dieser Krönungszeremonie ist der Festausschuss. Für die Durchführung der Krönung sowie die Gestellung des Elferrats ist jeweils der Ort zuständig, der die Prinzessin gewählt hat.
Zunächst erfolgt die Verabschiedung der letztjährigen Prinzessin und dann folgt der triumphale Empfang unserer neuen Regentin. In Begleitung der LiKüRa-Ehrengarde, ihrer Begleiterinnen, des Adjutanten und "vell Schmölzje" wird sie unter dem Applaus der Besucher auf die Bühne geleitet. Von der scheidenden Prinzessin erhält sie die Insignien ihrer Macht, das Krönchen und ihr Hauswappen. Die Prinzessin, meist noch ein wenig ergriffen und aufgeregt, verliest dann ihre Regierungserklärung. Danach wirkt sie schon weit gelöster. Die ganze Krönungszeremonie wird durch ein karnevalistisches Programm, zum Teil mit eigenen Kräften aus LiKüRa, begleitet.
Und dann fängt der schöne Stress an, der eigentlich erst am Aschermittwoch endet. Über 100 Auftritte hat unsere Prinzessin in der Karnevalszeit zu absolvieren. Und alle haben es mit Bravour gemeistert, nicht nur als Regentin von LiKüRa, sondern auch als unsere Botschafterin. Die Liküra-Prinzessin trägt dazu bei, die Aufgaben des Festausschusses zu unterstützen und den Grundgedanken, das rheinische Brauchtum und insbesondere den LiKüRa-Karneval würdig zu vertreten und aufrecht zu halten. Dafür möchte sich der Festausschuss bei allen bisherigen Prinzessinnen bedanken.
Somit haben wir einen weiten Bogen geschlagen und sind wieder beim Festausschuss angelangt. Er ist eigentlich eine Dachorganisation für die karnevalstreibenden Gesellschaften und Vereine in LiKüRa. Seine große Aufgabe ist es, sich mit voller Kraft für das größte Volksfest in LiKüRa, den Karnevalszug, einzusetzen und ihn zu organisieren. In den drei Ennertorten gibt es ähnliche Gremien, die Ortsausschüsse. Auch hier sind die Karnevalisten versammelt und sie haben die Aufgabe, die Prinzessin aus dem jeweiligen Ort zu wählen und den Festausschuss zu unterstützen. Hierzu entsenden sie Delegierte in den Festausschuss, die den geschäftsführenden Vorstand wählen. Und blickt man mal zurück, in der bisherigen Geschichte des Festausschusses gab es nur drei Vorsitzende. Der erste Vorsitzende war Josef Hambitzer sen. Ihm folgte Josef Hambitzer jun. Und seit 1991 steht Paul Klein dem Festausschuss vor. Alle drei Vorsitzenden haben, gemeinsam mit ihren Mitstreitern, den Festausschuss und den Karneval in LiKüRa geprägt.
In den vielen Jahren gab es immer wieder Mitglieder, die in ihrer Zeit unentbehrlich für den Festausschuss waren. Hierzu zählte, außer Maximilian Breuer, ein besonderer Rheinländer: Willi Grünler, genannt: Sachsen Willi, ein gebürtiger Sachse. Hatte er auch Schwierigkeiten mit der rheinischen Sprache, sein sächsisch legte er nie ab. Er war nie Mitglied einer Karnevalsgesellschaft, aber er hatte sich mit Leib und Seele dem LiKüRa-Karneval verschrieben. Eigentlich gehörte er zu den St. Hubertus Schützen in Limperich und gelangte über diese in den Ortsausschuss, dessen Vorsitzender er lange Jahre war. Was lag näher, er wurde auch Mitglied des Festausschusses. Hier engagierte er sich in unwahrscheinlicher Art und Weise, dass er bis heute Spuren seines Wirkens in LiKüRa hinterlassen hat.
Auch ein "Großer" des Festausschusses ist Jupp Eimermacher. Im Jahre 2000 wurde er, nach 39 jähriger Tätigkeit, zum Ehrenmitglied ernannt. Jupp Eimermacher führte seit seiner Zugehörigkeit zum Festausschuss über viele Jahre das Protokollbuch. Und wer ihn kennt weiß, dass er dies nicht ganz so trocken schreiben konnte. Immer wieder trug er zur Aufheiterung der Sitzungen und auch des Protokollbuches bei. Es ist schon eine Freude, seine Niederschriften zu lesen, seine Anmerkungen zu verinnerlichen und bei der einen oder anderen Anekdote herzlich zu lachen. Hier ein Beispiel aus einem Protokoll unter Verschweigung des Datums: "Es ist dem Festausschuss zu Ohren gekommen, dass sich einige Festausschussmitglieder noch in andere Wirtschaften begeben haben und recht schwankend und erledigt ihr Bett aufsuchen mußten".
Man kann nicht alle Personen, die dem Festausschuss angehört haben bzw. noch angehören, nennen. Deshalb stellvertretend für alle einige Verdiente: Jupp Contzen, Coco Wesseling, Paul Bender, Willi Friedrichs, Paul Reuter und Jakob Pohl. Jakob Pohl hatte sich dem Karneval verschrieben. Nicht nur, dass er die Wagen der Prinzessin in der Zementfabrik baute oder die Musikkapellen für den Zug besorgte, im Jahre 1983 erreichte er den Höhepunkt seiner karnevalistischen Karriere. Er und seine Ehefrau Edith waren das Prinzenpaar in Heisterbacherrott.
Aber es waren viele Karnevalisten aus den drei Orten, die in der Vergangenheit zur Erhaltung des Brauchtums in LiKüRa beigetragen haben. Bisher wurden nur die Herren des Festausschusses genannt. Es dauerte lange, insbesondere durch die "Frauenfeindlichkeit" mancher Männer, bis die erste Frau als ordentliches Mitglied dem Festausschuss angehörte. Am 11.12.1964 entsandte Limperich erstmalig eine Frau in den Festausschuss, Renate Schnappka, Präsidentin des Damenkomitees "Seerosen von der Maar". Damit war die letzte Domäne der Männer in LiKüRa gefallen und seit dieser Zeit sind die "Karnevalsfrauen" fester und äußerst kreativer Bestandteil des Festausschusses.
Josef Hambitzer jun. war 32 Jahre Vorsitzender des Festausschusses. Er beendete seine Amtszeit im Jahre 1991. In diesem Jahr wurden mitten in der Session alle Veranstaltungen und auch unser LiKüRa-Zug abgesagt. Der unselige Golfkrieg, er begann im August 1990, hinterließ auch seine Spuren in LiKüRa. Die amtierende Liküra-Prinzessin Kirsten I. (Rosen, geb. Schüller) konnte in diesem Jahr nicht ihren karnevalistischen Höhepunkt am Karnevalssonntag genießen. Der Festausschuss entschied schnell und einmütig, dass Kirsten in der Session 1991/92 erneut als Liküra-Prinzessin regieren sollte. Und sie war auch in der folgenden Session eine strahlende und glückliche Prinzessin.
Am 04. September 1991 übergab Josef Hambitzer jun. das Zepter des Festausschusses an die nächste Generation. Paul Klein, langjähriger Geschäftsführer der Großen Küdinghovener Karnevalsgesellschaft und Mitglied des Festausschusses, wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Josef Hambitzer wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Eine wahrhaft verdiente Auszeichnung.
Paul Klein setzte die Arbeit seiner Vorgänger fort. Engagiert, mit einem guten Mitarbeiterstab, setzt er neue Maßstäbe im Karneval. Dem Festausschuss, seit 1974 als eingetragener Verein registriert, wurde 1991 die Gemeinnützigkeit anerkannt. Durch diese Anerkennung fanden sich neue Möglichkeiten in der Finanzierung des LiKüRa-Zuges und diverser Projekte. Paul Klein hat in seiner Amtszeit die Kontakte nach Bonn, Bad Godesberg und Beuel weiter ausgebaut und gefestigt. Er schaffte es immer wieder, den besonderen Charme des LiKüRa-Karnevals zu vermitteln. Der Bekanntheitsgrad wurde gesteigert und es ist nicht vermessen zu sagen, die LiKüRaner sprechen ein erhebliches Wort im Karneval mit.
Im Vorjahr des 50-jährigen Jubiläums konnte er die ersten acht Ratspersonen des Festausschusses ernennen. Diesem Sponsorenkreis gehören zwischenzeitlich 24 Damen und Herren an. Durch unsere Ratspersonen sowie weitere Gönner des Festausschusses wurde von Jahr zu Jahr unser LiKüRa-Zug mit mehr Musikkapellen bestückt. Für unsere Liküra-Prinzessin wurde ein neues schmuckes und sicherlich wertvolles Krönchen angeschafft. Der Prunkwagen unserer Prinzessin wurde in einer beispielhaften Gemeinschaftsarbeit der karnevalstreibenden Gesellschaften aus LiKüRa im Jahre 2010 komplett neu gestaltet. Und letztendlich kann der Festausschuss die Liküra-Prinzessin seit einigen Jahren entsprechend stärker unterstützen.
Nach 21 Jahren hat Paul Klein das Amt des Vorsitzenden an Ralf Schuh übergeben. Nach 6 Jahren als 2. Vorsitzender des Festausschusses wurde er am 31. Mai 2012 einstimmig gewählt. Ralf Schuh ist in der Karnevalsgesellschaft Ramersdorfer Junge aktiv und dort derzeit Geschäftsführer.
Am 29. Sept. 2012 wurde Paul Klein bei seiner Verabschiedung im Schloßhotel Kommende in Ramersdorf zum Ehrenvorsitzenden des Festausschusses LiKüRa-Karneval ernannt. Der Abend wurde zu seinen Ehren eindrucksvoll mit dem Großen Zapfenstreich beendet.
An dieser Stelle gilt es allen Mitgliedern des Festausschusses einen besonderen Dank auszusprechen. Die, die im Festausschuss waren, und die, die ihm heute noch angehören. Das positive Miteinander ist besonders deutlich in LiKüRa zu spüren. Es trägt immer wieder dazu bei, dass die beiden Veranstaltungshöhepunkte des Festausschusses, die Krönung und der Zug, Glanzlichter im Karnevalsgeschehen auf der "Sonnenseite" Bonns sind. Und dies nicht zuletzt auch durch die Karnevalisten, die nicht im LiKüRa-Gebiet ansässig sind und von außerhalb kommen, sei es als Teilnehmer am Zug oder auch nur als Zuschauer. Auch ihnen gilt unser Dank. Das Versprechen, sich weiter für das rheinische Brauchtum und den Karneval zukünftig in LiKüRa einzusetzen, braucht der Festausschuss nicht zu geben.
Es ist für uns selbstverständlich, auch nach mehr als mittlerweile 55 Jahren.
Ursprünglich verfasst anläßlich des 50-jährigen Jubiläums im Jahre 2001 von Hermann-Josef Messinger